Positionspapier: Zukunft statt Rückwärtsgang
Wir halten das Autoland stark – klimaneutral und gerecht
Deutschland steht vor der größten Veränderung seiner Autoindustrie. In Werkshallen von Wolfsburg bis Stuttgart werden Fertigungslinien umgebaut, Ingenieur:innen entwickeln neue Antriebe, Facharbeiter:innen lernen neue Technologien. Für ganze Regionen hängt davon ab, ob dieser Wandel gelingt. Für viele Familien ist das Auto mehr als ein Fortbewegungsmittel – es ist Teil ihrer Lebensleistung, Symbol für Aufstieg und Sicherheit.
Doch die Welt verändert sich rasant. China drängt mit günstigen Elektroautos auf den Markt. Zugleich muss Deutschland endlich auch im Verkehr seine Klimaziele erreichen, nachdem der Sektor seit Jahren das Schlusslicht beim Klimaschutz ist.
Und in genau dieser Situation fordern manche, das Neuzulassungsverbot für fossile Verbrenner ab 2035 infrage zu stellen. Das wäre kein harmloser Kurswechsel. Es wäre ein Rückfall in alte Denkmuster, der Arbeitsplätze, Investitionen und Glaubwürdigkeit aufs Spiel setzt.
Wir sagen klar: Deutschland braucht Mut und Verlässlichkeit, nicht neue Zweifel.
Planungssicherheit für Beschäftigte und Betriebe
Unsere Hersteller stecken mitten in der größten Transformation seit Erfindung des Autos. Milliarden fließen in Elektromobilität, Batteriefabriken und klimaneutrale Produktion. Werke werden umgebaut, Beschäftigte weitergebildet, neue Plattformen entstehen.
Wer jetzt an der 2035-Regel rüttelt, trifft genau diese Menschen: Ingenieur:innen, die neue Antriebe entwickeln. Facharbeiter:innen, die sich weiterqualifizieren. Auszubildende, die auf eine Zukunft in einer klimaneutralen Industrie setzen.
Ein politisches Wackeln würde Investitionen bremsen, Werke verunsichern und Regionen schwächen, die gerade Hoffnung schöpfen. Klimapolitisch wäre es ein Rückschritt – industriepolitisch ein riskanter Irrweg.
Wohlstand sichern heißt: Wandel gestalten, nicht verzögern
Deutschland bleibt nur Autoland, wenn es den Wandel selbst bestimmt und gestaltet. Wer glaubt, wir könnten den globalen Markt für saubere Mobilität aufhalten, täuscht sich. Andere fahren längst los.
Wohlstand sichern heißt, den Umstieg für die Menschen bezahlbar zu machen und der Industrie verlässliche Perspektiven zu geben. Es heißt, Innovation zu unterstützen, klare Spielregeln zu setzen und Beschäftigte in diesem Prozess abzusichern. Regionen mit starker Autoindustrie brauchen Zukunftsperspektiven statt Dauerunsicherheit. Nur so bleiben Arbeitsplätze erhalten und Wertschöpfung im Land.
Menschen dürfen nicht in die Kostenfalle laufen
Viele Familien wollen umsteigen, stoßen aber an finanzielle Grenzen. Besonders Normalverdiener merken: Elektroautos sind oft noch einige tausend Euro teurer als vergleich-bare Verbrenner. Gleichzeitig wird Sprit durch den europäischen CO₂-Preis (ETS II) ab 2027 Schritt für Schritt teurer.
Wer jetzt den Eindruck erweckt, der Verbrenner habe noch eine sichere Zukunft, führt Menschen sehenden Auges in eine Kostenfalle. Sozialdemokratische Politik bedeutet: Wir lassen niemanden allein. Wir helfen beim Ausstieg aus teuren fossilen Strukturen, statt beim Durchhalten. Klimafreundliche Mobilität muss erreichbar sein – für Pendler:innen auf dem Land genauso wie für Familien in der Stadt.
Keine falschen Versprechen
Plug-in-Hybride haben in der Praxis bisher oft nicht die erhoffte Klimawirkung, weil sie überwiegend mit Benzin gefahren werden. Ihr tatsächlicher CO₂-Ausstoß liegt häufig deutlich über den Herstellerangaben. Sie sind schwer, teuer und technisch komplex.
Mit dem Fortschritt bei Batterien, dem massiven Ausbau der Ladeinfrastruktur und attraktiveren Strompreisen können sie jedoch für einen Teil der Verbraucher:innen und für die Industrie eine Übergangslösung sein. Als Brückentechnologie können sie Menschen den Einstieg in die Elektromobilität erleichtern, wenn vollelektrisches Fahren (noch) nicht praktikabel erscheint. Ab 2035 können sie jedoch nur dann eine Rolle im Antriebs-mix neuer Fahrzeuge spielen, wenn sie vollständig klimaneutral betrieben werden.
Range-Extender und Plug-in-Hybride dürfen nicht als dauerhafte Alternative zur Elektrifizierung des Individualverkehrs verkauft werden. Wer sie als langfristigen Ausweg propagiert, verschiebt notwendige Entscheidungen, verunsichert Verbraucher:innen und gefährdet Investitionen in echte Zukunftstechnologien.
Fortschritt statt Angst
Die Debatte um das Verbrenner-Aus ist längst zum Symbolstreit geworden. Manche schüren Ängste, malen den Untergang des Autos an die Wand und reden vom „Zwang zur E-Mobilität“. Doch Fortschritt ist keine Bedrohung – er ist eine Chance.
Er bedeutet neue Jobs in Entwicklung und Produktion, starke Regionen, saubere Luft und planbare Mobilität. Wir wollen den Fortschritt gestalten, damit die Kinder von heute auch noch in der Automobilindustrie der Zukunft sichere und gute Arbeit finden können. Fortschritt heißt, dass Deutschland Weltmarktführer für klimaneutrale Mobilität bleibt und nicht zum Zulieferer anderer wird.
Wir lassen uns nicht in die Defensive drängen. Klarheit und Verlässlichkeit schützen Arbeitsplätze und geben Familien Sicherheit in Zeiten des Wandels.
Unser Plan für ein starkes und gerechtes Autoland
Damit dieser Wandel gelingt, braucht es eine kluge Industriepolitik und soziale Sicherheit für die Menschen.
Wir machen Elektromobilität bezahlbar. Staatliche Förderung beim Kauf von Elektroautos soll wieder Schwung in den stockenden Markt bringen, Normalverdienern den Um-stieg ermöglichen und den Herstellern Planungssicherheit geben.
Wir bauen eine flächendeckende Ladeinfrastruktur auf. Wer elektrisch fahren will, muss überall zuverlässig laden können – in der Stadt, auf dem Land und entlang der Autobahnen. Laden darf nicht zum Abenteuer werden, sondern so selbstverständlich sein wie tanken.
Wir sorgen für günstigen Ladestrom. Steuern und Abgaben auf öffentliches Laden müssen sinken. Klimafreundliche Mobilität darf weder in der Anschaffung noch im Unterhalt eine Frage des Geldbeutels sein. Dazu gehört auch die Erleichterung von bidirektionalem Laden: Wenn Autos Strom zurück ins Netz speisen können, stärkt das Versorgungssicherheit, senkt Kosten und macht sauberes Fahren noch attraktiver.
Wir sichern Wertschöpfung in Europa. Eine starke europäische Batterieproduktion schafft neue Arbeitsplätze, hält Know-how hierzulande und verringert Abhängigkeiten von Asien. Forschung, Entwicklung und Recycling müssen politisch unterstützt werden.
Wir setzen auf klare Regeln für Hersteller. CO₂-Flottengrenzwerte sind unverzichtbar, um Innovation zu fördern und Investitionen abzusichern. Nur wer ehrgeizige Vorgaben setzt, schafft Planungssicherheit und Wettbewerbsvorteile für unsere Industrie.
Wir schaffen verlässliche Rahmenbedingungen. Wer heute investiert oder ein Auto kauft, muss sich darauf verlassen können, dass die Regeln gelten und nicht ständig infrage gestellt werden. Nur so entsteht Vertrauen in Politik und Planung.
Unser Versprechen
Wir stehen an der Seite derer, die den Wandel tragen: der Beschäftigten in den Werken, der Pendler:innen, die auf bezahlbare Mobilität angewiesen sind, und der Familien, die Sicherheit und Planbarkeit brauchen.
Wir wollen ein Autoland, das auch in einer klimaneutralen Welt stark bleibt – mit guter Arbeit, fairen Löhnen und einer Industrie, die vorne mitfährt, statt hinterher.
Am Neuzulassungsverbot von fossil betriebenen Verbrennungsmotoren ab 2035 darf nicht gerüttelt werden. Alles andere wäre klimapolitisch falsch, wirtschaftlich kurzsichtig und sozial ungerecht.
Wir gestalten eine Mobilitätswende, die Sicherheit gibt, Wohlstand erhält und Fortschritt möglich macht. Gegen Stillstand und Angst. Für ein starkes, gerechtes und klimaneutrales Autoland Deutschland.